Träumen wir nicht alle davon, dass die Hunde locker über die Wiesen rennen? Immer mal wieder zu uns kommen, sich versichern, dass wir noch da sind? Wenn wir sie rufen, sind sie sofort bei uns – auch im Anblick eines Artgenossen, Hasen oder Rehs. Wenn wir aus Sicherheitsgründen – ganz selten – die Hunde an der Leine führen, schauen sie uns an und sagen mit jedem Blick „Du bist das allerbeste, das mir je passiert ist“!
Bei mir ist es so, dass die Realität oft anders aussieht. Vor allem mit sechs Hunden, gibt es nur wenige Möglichkeiten, die Hunde im Freilauf rennen zu lassen, da sich aus meiner persönlichen Sicht, das Rudel noch schneller verselbständigt als der einzelne Hund. Nach dem Motto: Gemeinsam sind wir stark.
Und auch, wenn ich zugebe, dass ich alle sechs in bestimmten Situationen etwas schwieriger kontrolliert bekomme, gönne ich meinen Hunden regelmässig Freilauf. Entweder fahren wir in Gebiete, wo ich die Wege gut einsehen kann und vielleicht wenigstens an einer Seite eine Begrenzung durch einen Wasserlauf oder Zaun oder Hecke ist. Ganz in meiner Nähe – im Wandergebiet an den drei Kanälen am Freien Stuhl in Mastholte/Delbrück – habe ich sogar Wasser an zwei Seiten – das erleichtert die Sache natürlich ungemein.
Aber was ist jetzt anders?
Ich habe die Strecke und die Hunde im Blick. Sehe, wenn jemand in Begleitung seines Hundes von vorne kommt. Im besten Fall sehe ich diesen „Jemand“ vor meinen Hunden. Ich rufe alle Hunde zu mir und leine sie an. Die Hunde gehen in einem ruhigen Tempo hinter mir, da sie nicht als erste Kontakt mit dem „Entgegen-Kommer“ haben sollen.
Auf eine gewisse Entfernung setze ich meine Hunde hin und versuche – laut rufend – den anderen Spaziergänger anzusprechen. Wollen wir Menschen überhaupt einen Hundekontakt?
Wenn nein – weil vielleicht keine Zeit – bitte ich den anderen einfach ruhig an meinem Rudel vorbei zu gehen.
Falls ja – der andere gut sozial verträglich (Mensch wie Hund ;-)) – bitte ich den anderen einfach in seiner Position zu verharren und frage nach dem Geschlecht des Hundes. Wenn uns ein Rüde entgegen kommt, leine ich bspw. zuerst meine Jule ab. Sie, als älteste Hündin des Rudels, darf und soll den Kontakt zum „Fremden“ aufnehmen und abchecken, ob der nett ist oder aber auch nicht. Wenn sie signalisiert, dass wir dort zufällig einen ganz netten Burschen getroffen haben, dann dürfen auch meine anderen Hündinnen nach und nach dem netten Burschen „Guten Tag“ sagen. Nicht alle auf einmal, dass der nette Bursche nicht auf einen Schlag ein etwas genervter bis überforderter gereizter Mann wird. Wenn alle Damen sich einige sind, dass der fremde Herr durchaus akzeptabel ist, dann darf zum guten Schluss auch der Mischa losziehen – ihm habe ich zuvor die Aufgabe abgenommen, auf seine Mädels aufzupassen und ggf. dem „Eindringling“ zu signalisieren, dass das alles seine sind.
Nun gehen wir ein Stück gemeinsam des Weges und beschnuppern auch den fremden Menschen.
Auf diese Art und Weise sind schon viele nette Kontakte entstanden und meine Hunde hatten das, was sie auch einfach brauchen: Kontakt zu Artgenossen.
Den kann man bei mangelnden Freilaufmöglichkeiten auch auf den öffentlichen eingezäunten Hundewiesen finden. Diese habe ich jahrelang sehr sehr kritisch gesehen.
Inzwischen gehe ich aber auch dort selbstbewusst hin und frage, bevor!!! ich die Wiese betrete – halt über den Zaun hinweg – ob alle Anwesenden „o. k.“ sind. „o. k.“ hört sich für den einen oder anderen Hundebesitzer netter an als „sozial verträglich“ – der Ton macht halt auch die Musik.
Dann frage ich weiter, ob es einen Hund gibt, der ggf. überfordert mit dem Rudel sein könnte und auch mit der Tatsache, wenn erst einmal die Leinen dran bleiben. In vielen Fällen nicken die Menschen und sagen: „Kommen Sie ruhig…alle sind lieb…alles überhaupt kein Problem.“ Und wir versuchen, sehr gesittet, sehr ruhig, diese Hundewiese zu betreten. Eine große Herausforderung!!! Weil natürlich auch meine Hunde – voller Aufregung – nach vorne preschen und sagen „Rein ins Getümmel – sofort!“
„Rein ins Getümmel – sofort!“ kann aber für den einen oder anderen Hund, der schon die Wiese für sich beansprucht, da er sich hier immer mit der netten Pudeldame trifft, zu schnell oder zu aufgeregt sein. So dass er doch – sehr überraschend für seinen Besitzer – signalisiert, dass es sein Revier ist und seine Regeln gelten.
Ich beobachte dann meine Hunde, ob sie es akzeptieren und ob alle eine Basis des gemeinsamen Miteinanders finden. Manchmal klappt es – manchmal nicht. Falls nicht, gehen wir wieder. Oder auch der andere, der kommt sowieso jeden Tag, um die weisse Pudeldame zu treffen und war auch schon lange in seinen Flirt vertieft.
Fazit:
Es ist wunderbar, wenn die Hunde frei laufen können. Wenn sie Kontakt zu Artgenossen haben können. Wichtig ist, dass wir Menschen SPRECHEN!!! – mit den anderen Menschen. Dass wir in RUHE planen, wie der Kontakt ausschauen kann und ob er an dem Ort gerade sinnvoll ist. Wir BEOBACHTEN dabei unsere Hunde und schauen, ob das Miteinander für alle o. k. ist. Da darf man auch schon mal gehobene Lefzen und gekräuselte Hundenasen beobachten – so kommunizieren Hunde halt. Wir schauen, dass wir den Kontakt zu unserem eigenen Hund nicht verlieren. Und wenn sich alle GUT RIECHEN können und alles stimmig ist, dann spricht doch überhaupt nichts dagegen:
LEINEN LOS!!!
In Ermangelung des Schnees in diesem Jahr habe ich auf Fotos des letzten Jahres zurück gegriffen 😉
Und noch ein Tipp:
Viele öffentliche Hundewiesen sind inzwischen auch beleuchtet. Bei Dunkelheit – zu dieser Jahreszeit ab 17.00 Uhr – sind allerdings in den wenigsten Fällen dort noch Menschen mit Hund anzutreffen.
So habe ich es vor kurzem zufällig erlebt, dass ich auf der Rietberger Hundewiese um kurz nach 17.00 Uhr mit meinen beiden jungen Hündinnen ganz alleine stand. Aber wie schön!!! Wir konnten das eingezäunte „fremde“ Gelände mit tausenden von verlockenden Gerüchen für ein ganz tolles Training nutzen. „Hier“, „Sitz“, „Platz“, „Fuß“, „Bleib“ war für die beiden auf dieser tollen Wiese erst einmal gewöhnungsbedürftig. Geschadet hat es ihnen aber nicht!!! Ganz sicher nicht. Und für mich das Schöne: Alles ohne Leine!