Nun habe ich mir für meine neue Homepage meinen eigenen Blog gewünscht, weil ich doch so gerne schreibe und meine Gedanken so gerne mit lieben, interessierten Menschen teile.
Und nun sitze ich hier vor der leeren Seite und wollte schon beginnen…mit:
Am 11. Oktober 2015 erblickten 8 H’chen von der Königsallee das Licht der Welt.
Ich versuche es erneut, so wie es mein Stil ist…muss mich noch an die Blogger-Mentalität gewöhnen, dass es im Grunde immer kurz und knapp sein muss. Diejenigen, die mich kennen, wissen, dass das die größte Herausforderung für mich sein wird und dass ich es nicht immer schaffen werde und schon gar nicht beim ersten Mal.
Aber…fangen wir erst einmal an:
Letzte Woche Dienstag, 52. Tag der Schwangerschaft … und ich war mir immer noch nicht sicher, wo die Hündin am sinnvollsten ihre Welpen zur Welt bringen soll.
Galadriel wurde vor zwei Jahren hier bei uns auf dem Hof geboren. Für sie ist es selbstverständlich, draussen zu leben, inmitten des 24pfötigen Hunde-Rudels an der Seite von uns Menschen. Sie kennt es, sowohl draussen als auch drinnen zu schlafen. Drinnen aber nur an Plätzen, die für eine Hundegeburt denkbar ungünstig sind. Ihr eigentlicher Platz ist der “Hunderaum” in einem Teilbereich unseres Scheunentrakts. Hier nächtigt das komplette Rudel…na ja…meistens. Die älteren Herrschaften legen sich inzwischen auch schon mal gerne vor den wärmenden Ofen im Haus. Nicht elotypisch – aber sehr gemütlich.
Hier – im Hunderaum – sollte Galadriel aber ihre Welpen nicht bekommen. Da ich – Mensch – natürlich das Geburtsgeschehen begleiten werde, meiner jungen unerfahrenen Hündin beistehen möchte, ihr helfen möchte, wann immer es geht. Mein Verständnis von Hundezucht fängt weit vor der Geburt der Welpen an.
Der Hunderaum ist aus Sicht eines Hundes sicher sehr gemütlich, wirkt fast wie ein Wohnzimmer – mit dem alten IKEA-Bett meiner Tochter sowie den fast antiken Möbeln, die aus meiner allerersten eigenen Wohnungseinrichtung – Gott, ist das lange her! – stammen. Dennoch wollte ich hier keinesfalls nächtigen…brrr…so sehr Landmädchen bin ich dann doch (noch?) nicht.
Also schauten wir uns das große Bauernhaus noch einmal genauer an. Im oberen Geschoss gibt es ein leer stehendes Zimmer, das die Anforderungen unseres Verbandes an einen Wurfraum mehr als erfüllt. Befestigter Fußboden, großes helles Fenster, 12 Quadratmeter, herrlicher Blick in den Garten (o. k. letzteres keine Anforderung unseres Verbandes – dennoch sehr schön): die Hündin könnte hier Abgeschiedenheit vom Rudel zusammen mit ihren Welpen bestens genießen.
Hier baute ich mein Nachtlager auf und verbrachte – vergangenen Dienstag – eine Probenacht mit Galadriel dort.
Und?
Galadriel fand es einfach nur doof!!!
Mehr brauche ich nicht sagen. Um 5 Uhr morgens brachen wir unsere Probenacht nach gefühlten tausendmal Aufstehen ab. Ich brachte Galadriel in ihren Hunderaum zum Rest des Rudels, die gar nicht wussten, was wir so früh schon dort wollten. Galadriel legte sich friedlich hin und holte den Schlaf – anders als ich – ausgiebig nach. Bis zur Mittagszeit war unsere “Dicke” gar nicht ansprechbar.
53. Tag der Schwangerschaft und man (Züchterin) wusste noch nicht, wo die Hündin am besten ihre Welpen bekommen soll.
Es gibt in unserem Haus einen kleinen Flur. Dieser Flur verbindet Wohntrakt, Küche, Vorratsraum, Gäste-WC und Aussenbereich…hat keine Fenster, lässt sich nicht richtig heizen, misst vielleicht 5 Quadratmeter. Hier steht auch immer eine Hundebox und diese liebt Galadriel heiss und innig.
Nach unserer missglückten Probenacht und nachdem Madame endlich ausgeschlafen hatte, suchte sie diese Hundebox auf und verliess sie nur noch zum Pipimachen und Fressen.
Ein zentraler Punkt im Haus, mit viel Durchgangsverkehr, der nicht eine einzige Anforderung unseres Verbandes an einen Wurfraum erfüllt.
Hier konnte ich die Hündin nicht werfen lassen. Es gibt hier auf unserem großen Hof, Heinz Szobries machte damals persönlich die Zuchtstättenabnahme, tausend andere sinnvolle Möglichkeiten. Und klar – uneingeschränkt hatte er recht.
Aber…es kam wie es kommen musste.
57. Tag der Schwangerschaft – Vormittag. Die Wehen setzen ein. Einen ganz kleinen Tacken zu früh. Daher lasse ich die Hündin gewähren, möchte sie nicht unter Stress setzen, weil ich ihr einen Wurfort aufzwinge. Galadriel liegt in ihrer Box…Mensch meint, sie veratmet ihre Wehen, was in Wirklichkeit ein pausenloses Hecheln und Speicheln ist in Verbindung mit ausdauernden Grabungsversuchen, um endlich unter den Fliesen einen geeigneten Wurfplatz zu finden.
57. Tag der Schwangerschaft – Nachmittag. Ein letzter Spaziergang. Galadriel kann sich lösen, von allem, was noch in ihr ist. Das ist nicht viel, weil sie seit zwei Tagen keinen Happen mehr frisst.
57. Tag der Schwangerschaft – Abend. Ich setze mich in unseren kleinen Flur neben die Hundebox. Auf den harten Fußboden – na ja, inzwischen liegen hier etliche Decken und Laken. Es gibt hier nicht ausreichend Licht, so dass meine Wurfutensilien einfach in einer Kiste liegen, daneben eine große Taschenlampe. Was sollte ich machen?
57. Tag der Schwangerschaft – 18.30 Uhr. Galadriel kriecht aus ihrer Hundebox und legt sich neben meine Beine, ihren Kopf bettet sie auf mein Knie.
Ich bin gerührt. Tränen steigen mir in die Augen. Sie hat so viel Vertrauen zu mir. Sie zeigt mir, dass hier der Platz ist, an dem sie ihre Welpen bekommen möchte – sie stellt mit ihrer Geste sich und ihre Babies unter meinen Schutz. Ich werde sie nicht enttäuschen.
57. Tag der Schwangerschaft – 19.15 Uhr. Die Presswehen setzen ein. Sie macht das toll. Aus der liegenden Position ist eine sitzende geworden. Aber immer noch direkt neben meinen Beinen. Sie bleibt ganz ruhig. Presst bei Einsetzen der Wehen, ruht in den Pausen…ihr Rücken schmiegt sich an mich.
Sanft streiche ich meine Hände über ihr goldenes Fell. Ich habe verstanden.
Ganz allein sind wir beide…mitten in unserem Haus…in diesem kleinen Flur, fast ohne Licht. Draussen ist es nun dunkel. Ich höre das wärmende Feuer im Ofen knistern.
57. Tag der Schwangerschaft – 20.22 Uhr. Galadriel bringt ihr erstes Mädchen zur Welt: Houria.
Der Name kommt aus dem Arabischen und steht für Freiheit…Engel.
Ich fühle mich bestätigt in meinem Tun, Galadriel die Freiheit zu lassen, das wärmende Nest für ihre Kinder selber aussuchen zu dürfen.
Es folgen sieben Geschwister in einer problemlosen Geburt und ich bin glücklich, dass ich dieses besondere Ereignis so nah miterleben darf.
Die Welt hält einen Augenblick den Atem an. Die Dunkelheit und Stille der Nacht wirken beruhigend. In dieser Nacht werden unsere acht H’chen von der Königsallee geboren.
Ja…
und später dann…zog die junge Hundefamilie in ihre komfortable Wurfkiste um, die nun an einem warmen, hellen, geschützten Ort unseres Hauses ihren Platz gefunden hat.
Vertrauen gegen Vertrauen.
Cordula Dahlhoff, 14. Oktober 2015